Freitag, 29. Mai 2009

Tag 59 (28.05.2009) - Speedy Karting

15 Taximinuten und ca. 30.000 IDR (ca. 2,15 €) vom Stadtzentrum entfernt befindet sich ein Gelände (Jalan Jend. Gatot Subroto Kav 72, Kawasan Hanggar Teras), auf dem sich die Go-Kart-Bahn Speedy Karting befindet.

Die Kartbahn selbst ist - wie fast alles hier - nicht mehr im besten Zustand, so dass einige Risse in der Fahrbahn bestehen. Dennoch gab es keinen Grund zur Beunruhigung, da das Fahren mit dem Kart problemlos möglich war. Man muss jedoch beachten, dass der Andrang um die Mittags-/Nachmittagszeit nicht gerade riesig ist, so dass man nicht damit rechnen kann, an einem Rennen mit mehreren Personen teilzunehmen, es sei denn, man bringt gleich eine ganze Horde selbst mit; so standen Mercedes und ich dann tatsächlich alleine da.

Wer sich dazu entschließt, Kart zu fahren, muss zunächst für 15.000 IDR (ca. 1,07 €) Handschuhe und Schutzhaube kaufen, Helm und Jacke werden gestellt. Die Preise sind mit 30.000 IDR (ca. 2,15 €) für 5 Minuten Fahrt sehr human, allerdings kommt bei einer Fahrt zu zweit halt nicht das echte Rennfeeling auf.

Wer sich für Paintball interessiert, kann für 35.000 IDR (ca. 2,50 €) 2 Stunden bei Squadron 72 mitspielen (www.squadron72.co.cc); aber auch hier sollte man die Mitspieler gleich mitbringen...

Tag 54 (23.05.2009) - Taman Mini Indonesia

Wie in fast allen asiatischen Ländern gibt es auch in Indonesien einen Themenpark, der sich mit der Architektur der einzelnen Provinzen beschäftigt. Im Süden Jakartas, mit dem Taxi in ca. 45 Minuten vom Stadtzentrum aus zu erreichen (ca. 60.000 IDR / 4.20 €), liegt Taman Mini Indonesia.

In der Suharto-Zeit mit einigem Aufwand aufgebaut, findet man auf einem riesigen Gelände aufgestellte Hütten/Häuser/Tempel aus den einzelnen Regionen Indonesiens. Der generelle Eintritt von 9.000 IDR (ca. 0,65 €) pro Person berechtigt zum aufenthalt auf dem Areal. Wer mit dem Sky Lift einmal über den Park gondeln möchte, kann dies für 25.000 IDR (ca. 1,80 €) pro Person machen. Zur Beunruhigung von Mercedes sieht der Lift wie der Rest des Parks leider nicht besonders gut gewartet aus. Zur Beruhigung sei aber gesagt, dass er bisher noch nicht abgestürzt ist/sein soll. Aus der Gondel hat man einen guten Überblick über den Park, leider sieht man aber auch schon von oben, dass die meisten "Attraktionen" nicht besonders gut in Schuss sind. Das kommt auch nicht von ungefähr, denn jede Region Indonesiens ist für den eigenen Pavillon zuständig. Reiche Regionen können sich eine aufwändige Pflege leisten, ärmere Regionen müssen ihren jedoch verrotten lassen; traurig, aber wahr.

Hauptsächlich für Kinder interessant ist das neu auf dem Gelände eröffnete Freibad, das einen guten Eindruck macht. Wer billig an Souvenire kommen möchte, ist auf dem Gelände ebenfalls richtig. Ansonsten verpasst man nicht viel, wenn man dem Park fernbleibt. Wer mit der Bimmmelbahn (der Lokführer bimmelt tatsächlich ununterbrochen) fahren möchte, kann dies für 10.000 IDR (ca. 0,70 €) pro Person machen, aufregende Abenteuer wird man aber eher nicht erleben. Auf dem Gelände finden regelmäßig Tanz- und Musikveranstaltungen statt, an diesem Tag gab es eine Verleihung von Universitätszeugnissen.

Freitag, 22. Mai 2009

Offtopic 4 – Entlarvendes Paintball-Verbot (I)

Heute geht es mal nicht um Indonesien, sondern ausnahmsweise um Deutschland, und zwar um ein Beispiel ausnahmslos schlechter Politik der großen Koalition, nämlich die Frage, wie man mit den schrecklichen Ereignissen in Winnenden umgehen soll. Dass man nicht zu hektischen Schnellschüssen übergehen wollte, sondern mit Augenmaß nach echten Lösungen bzw. deren Ansetzen streben wollte: vergessen! Statt an die echten Waffen ernsthaft heranzugehen, sollten also Paintball-Felder und Laserdrome dran glauben.

Eines vorweg: Ich habe 2004 das erste und bislang letzte mal Paintball gespielt. Obwohl es mir Spaß gemacht hat, habe ich seitdem meine Freizeit lieber in der Skihalle, auf der Kartbahn, beim Fußball etc. verbracht. Als Paintball-Süchtigen kann man mich also nicht bezeichnen; ein Verbot – das jetzt zumindest für diese Legislaturperiode wohl vom Tisch ist – würde mich also nicht wirklich betreffen.

Daher höre ich dann auch häufig „Was regst Du Dich auf? Es betrifft Dich doch nicht!“, wenn ich mich beschwere. So naheliegend diese Aussage ist, so fehlerhaft ist sie in meinen Augen. Ein Paintball-Verbot würde wahrscheinlich 99,x% der Menschen in Deutschland nicht betreffen, und dennoch: es sind solche Eingriffe in die Freiheitsrechte der Bürger, die in meinen Augen umso schwerer wiegen. Ein Verbot von Lacrosse würde ebenso wenig Menschen betreffen, dasselbe gilt für das absolute Verbot des Aufstellens 2m großer „Gartenzwerge“ im Vorgarten. Befreit von einem Argumentationszwang gegenüber den Massen – und in der Erwartung geringen Widerstands – werden in solchen Fällen gerne Grundrechte auf dem Altar des billigen Aktionismus geschlachtet. An der fehlenden bzw. widersprüchlichen Argumentation wird deutlich, dass hier gar kein Bewusstsein für Grundrechte entwickelt wird. Grundrechte sollen aber den Bürger vor staatlichen Eingriffen schützen, besonders schutzbedürftig sind Minderheiten. Fast jeder von uns hat mindestens ein Hobby oder Interesse, dem im Bekanntenkreis niemand oder kaum jemand nachgeht. Bevor man sich also der „betrifft mich nicht“-Haltung anschließt, sollte man bedenken, dass man eventuell bei gleicher Haltung der Mitmenschen irgendwann mal alleine dastehen könnte.

So skurril es manchmal erscheinen mag, wenn das Bundesverfassungsgericht feststellt, dass „Taubenfüttern“ oder „Reiten im Wald“ grundrechtlich geschützt sind, umso wichtiger ist diese Feststellung zur Bildung eines Bewusstseins, dass der Staat rechtfertigungsbedürftig ist, wenn er die Freiheiten seiner Bürger beschneiden möchte. Dass unserem Innenminister eine solche Haltung gänzlich abgeht, zeigt er mit häufigen öffentlichen Vorstößen (was er hinter verschlossenen Türen äußert, wird wohl kaum ein Verfassungsrechtler hören wollen), bei Missfallen der aktuellen Verfassungssituation nach einer Änderung zu streben. Dass aber selbst für ihren Hang zur inhaltlichen Argumentation bekannte Koalitionspolitiker wie Dr. Bosbach („simuliertes Töten“) oder Dr. Wiefelspütz („schlicht sittenwidrig“) „Luftblasen“ produzieren, ist mir neu und ein sehr schlechtes Zeichen.

Bevor ich mich inhaltlich und auch ansatzweise juristisch mit einem Paintball-Verbot auseinander setzen möchte, hier ein – fiktiver – Auszug aus einer mit den Herren Drs. Bosbach und Wiefelspütz erweiterten Kabinettsrunde zum Thema „Umgang mit Winnenden“:

Frau Dr. Merkel hat das Wort: „Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich muss Sie nicht darauf hinweisen, dass die Leute in unserem Land eine Reaktion auf die schrecklichen Ereignisse in Winnenden erwarten. Wir müssen da eine gemeinsame Lösung finden.“

Herr Dr. Schäuble [gepresst]: „Verbieten, alles verbieten!“

Herr Dr. Steinmeier: „Was wollen Sie denn alles verbieten?“

Herr Dr. Schäuble: „Schusswaffen, Messer, Stöcke, Bomben, Wasserpistolen, Spielen im Freien...“

Frau Dr. Merkel: „Nein Herr Schäuble, das ist glaube ich so nicht durchsetzbar.“

Herr Dr. Wiefelspütz: „Also, wir müssen folgendes festhalten. Winnenden und Erfurt waren zwei Amokläufe, in beiden Fällen waren die Täter männlich, Einzelgänger und waren ihr ganzes Leben mit Schusswaffen in Berührung, beide waren im Umfeld von Schützenvereinen beheimatet...“

Frau Aigner: „Hehe! Das Umfeld trifft auf zwei Drittel meiner männlichen Fraktionskollegen zu. Die werden sich gegen Generalverdächtigungen wehren wollen.“

Herr Dr. Bosbach: „Der Kollege Wiefelspütz hat nur mal die Fakten dargelegt. Wir müssen festhalten: Gewalt ist jung und männlich!“

Herr Dr. Wiefelspütz: „Erstens ist das mein Spruch, zweitens habe ich gar keinen Verdacht geäußert, wie Sie schon richtig sagen, Herr Bosbach. Also, nach dem geltenden Waffenrecht lagern Schusswaffen mitsamt Munition in privaten Haushalten. Kann mir jemand hier in der Runde erklären, wie das sein kann?“

Frau Dr. Merkel: „Weil ca. 2,5 Millionen Wähler ansonsten auf die Barrikaden gehen würden.“

Herr Dr. Wiefelspütz: „Ja, aber das kann doch kein Argument sein. Mordinstrumente haben im Privathaushalt nichts zu suchen! Ich verstehe ohnehin nicht, warum Privatleute Schusswaffen haben müssen, die automatisch nachladen und mehr als einen Schuss abgeben können. Das hat doch keine sportlichen Gründe mehr!“

Herr Dr. de Maizière: „Wenn ich dazu auch mal etwas sagen darf: Wir müssen doch ganz nüchtern betrachten, dass zwei Amokläufe in der Geschichte der Bundesrepublik nicht gerade viel sind. Deswegen wie Sie, lieber Herr Wiefelspütz, zu fordern, Waffen nicht mehr zu hause zu lagern, oder gar zu verbieten, ist doch ein wenig übertrieben. [sein Handy klingelt, er geht ran, leise flüsternd] Herr Pflaumer, ist gerade schlecht, melde mich später! Gruß an Herrn Wonisch. [wieder an die Runde gerichtet] Wo war ich? Ach ja, Augenmaß ist das Gebot der Stunde! Außerdem: haben Sie sich mal überlegt, wer dafür aufkommen soll, wenn die Schusswaffen zum Beispiel jetzt zentral in Vereinsheimen gelagert werden müssten?“

Herr Steinbrück: „Ja wer wohl?! Die Waffenbesitzer natürlich. Wenn mir der TÜV sagt, ich muss die Bremsscheiben auswechseln, zahle ich doch auch selbst.“

Herr Dr. Steinmeier: „Womit wir wieder bei den Wählern wären! Es muss doch eine Lösung geben, die sinnvoll ist und keine Wählerstimmen kostet!“

Herr Dr. Bosbach: „Wir könnten unangekündigte Kontrollen zur Waffenlagerung gesetzlich verankern!“

Frau Schmidt: „Gibt es das etwa noch nicht?“

Herr Dr. Wiefelspütz: „Ja doch, aber eine Präzisierung kann nicht schaden.“

Frau Dr. Merkel: „Und der Wähler sieht, dass wir das Problem anpacken.“

Frau Dr. Schavan: „Müssten wir nicht eigentlich eher nach der Motivation der Täter fragen, bevor wir über halb gare Lösungen philosophieren.“

Herr Scholz: „Philosophieren ist Ihr Metier. Ich bin für anpacken, Zeichen setzen!“

Frau Dr. Merkel: „Ok, sind wir uns einig, dass wir Kontrollen einführen?“

Herr Dr. Wiefelspütz: „Kontrollen schön und gut, kann das unsere Polizei überhaupt leisten?“

Frau Zypries: „Und wollen wir wie eben angesprochen nur die Amokläufe zählen? Was ist mit der generellen Schusswaffenkriminalität, was haben wir da für Zahlen?“

Herr Dr. Steinmeier: „Einwände notiert! Stimmen wir ab, wir haben nicht ewig Zeit! Wer ist für die Kontrollen?“

[Die Runde hebt geschlossen die Arme]

Herr Dr. Steinmeier: „Wunderbar! Die Kanzlerin hat vorhin die Wähler erwähnt. Die Wahl steht ja auch noch bevor, sollten wir nicht weitere Zeichen setzen? Über Sinn oder Unsinn können wir uns später noch Gedanken machen.“

Herr Dr. Schäuble: „Wie wäre es mit einem Verbot?!“

[Anerkennendes Nicken allenthalben]

Frau Dr. Merkel: „Auf die Idee bin ich auch schon gekommen, daher habe ich Herrn de Maizière gebeten, die generelle Frage der Akzeptanz von Verboten zu eruieren.“

Frau Schmidt: „Eru...was?“

[Allgemeines Kopfschütteln]

Herr Dr. Wiefelspütz: „Wir könnten die gemeinsame Lagerung von Schusswaffen und Patronen verbieten. Oder mehrschüssige Waffen, oder...“

Frau Dr. Merkel: „Wiefelspütz! Das hatten wir doch geklärt, die Wählerstimmen sind zu kostbar. Herr de Maizière, bitte.“

Herr Dr. de Maizière: „Also, es gibt vier denkbare Szenarien für Verbote. Erstens: das Verbot leuchtet jedem ein. Zweitens: Wir machen es heimlich während einer Großveranstaltung, wie damals den Kauf der Eurofighter während der WM 2006. Drittens: Wir nehmen uns irgendein Verhalten, lancieren wahre oder unwahre schockierende Meldungen im Boulevard, warten bis die öffentliche Empörung auf dem Siedepunkt ist, und bäm, dann reagieren wir mit einem Verbot. Viertens: Das Verbot trifft nur eine verschwindend geringe Minderheit ohne Lobby.“

Herr Dr. Steinmeier: „Wenn ich das richtig sehe, gibt es nichts, was wirklich jedem einleuchtet?“

[Zustimmendes Nicken]

Herr Dr. Steinmeier: „Eine Großveranstaltung haben wir nicht, für eine Medienkampagne ist es vor dem Wahlkampf zu spät?!“

[Wieder zustimmendes Nicken]

Herr Dr. Steinmeier: „Wir müssen also etwas finden, was kaum jemanden betrifft, aber in den Kontext passt.“

Frau Schmidt: „Wir könnten Paintball verbieten!“

[Raunen in der Runde]

Frau Dr. Merkel: „Paintball?! Wie kommen Sie auf die Idee?“

Frau Schmidt: „Also, in unserem schönen Wohngebiet in Aachen ist so eine Anlage, die stört mich gewaltig! Jedes Mal beim Spazieren gehen treffe ich Leute, die bunt bespritzt und laut lachend meine Ruhe stören!“

Herr Dr. Schäuble: „Da bin ich ausnahmsweise mal bei Ihnen, Frau Schmidt, ich kann diese Fröhlichkeit einfach nicht ausstehen, das macht mich depressiv, aggresiv und ich verspüre den Drang, etwas zu verbieten oder zu überwachen.“

Herr Gabriel: „Haben Sie mal an eine WG mit Herrn Schily gedacht, Herr Dr. Schäuble?“

Frau Dr. Merkel: „Wir müssen eine gemeinsame Lösung finden! Kann mir mal jemand dieses Paintball erklären?“

Herr Dr. Freiherr zu Guttenberg: „Also, wir waren letztens mit einer Gruppe junger Abgeordneter auf so einem Paintball-Spielfeld. Man bekommt eine Schutzmaske, einen Markierer, mit dem man bunte Kügelchen auf den Gegner schießt, die dann zerplatzen und einen Farbfleck hinterlassen...“

Frau Dr. von der Leyen [hysterisch]: „Denkt denn einer mal an die Kinder?!“

Dr. Bosbach: „Paintball betrifft die Kinder nicht, das darf man auch jetzt schon erst ab 18 Jahren spielen.“

Herr Dr. Freiherr zu Guttenberg: „Ok, weiter. Man bildet Gruppen und startet in der Regel von jeweils gegenüberliegenden Seiten des Parcours. Je nach Spiel muss man alle Gegner ausschalten oder aber eine Fahne aus dem gegnerischen Lager entführen und in das eigene Lager bringen.“

Frau Dr. Merkel: „Kann man denn mit den Waffe jemanden töten?“

Herr Dr. Steinmeier [murmelnd]: „Es heißt „Markierer“!“

Frau Dr. Merkel [ebenfalls murmelnd]: „Ich hab das gehört, Klugscheißer!“

Herr Dr. Freiherr zu Guttenberg [in heiterem Ton]: „Klar kann man damit töten, man muss dem Gegenüber das Ding nur mehrfach kräftig über den Schädel ziehen!“

Frau Dr. Merkel und Herr Dr. Steinmeier [flüsternd]: „Gut, dass wir einen so klugen Kopf an Bord haben...“

Frau Dr. Merkel: „Sehe ich das also richtig, die Dinger sind nicht wirklich gefährlich? Und die Kugeln.“

Herr Dr. Freiherr zu Guttenberg: „Bestehen aus Speiseöl, Farbe und einer Gelatinehülle, die zerplatzen bei einem Aufprall und verursachen manchmal auch blaue Flecken. [wieder in heiterem Tonfall] Und bei einer Hämophilie könnten blaue Flecken schon ganz schön gefährlich werden!“

Herr Dr. Steinmeier: „Jetzt reicht es aber, gedulden Sie sich, bis sie wieder etwas Vernünftiges beitragen können!“

[Herr Dr. Freiherr zu Guttenberg will aufstehen und gehen]

Herr Steinbrück: „Ich formuliere die Worte des Außenministers mal anders: Klappe halten und hinsetzen, sonst fesseln wir Sie an den Marterpfahl! [summend] Komm' hol das Lasso raus...“

Frau Dr. Merkel: „In der Sache bin ich bei Ihnen, Herr Steinbrück, aber hören Sie doch bitte mit dieser „Cowboy und Indianer“-Rhetorik auf!“

[In der Runde kehrt wieder Ruhe ein]

Frau Dr. Merkel: „Sind die Paintballer denn gut organisiert.“

Herr Dr. Bosbach: „Organisiert schon, aber sehr wenige. Für ein Verbot ideal geeignet!“

[Bis auf Frau Zypries nicken alle anerkennend]

Frau Zypries: „Ich will die allgemeine Zufriedenheit ja nicht stören, aber müssen wir bei einem Verbot nicht auch ein paar Grundrechte beachten?“

Herr Dr. Jung: „Hören Sie doch auf, Sie reden sich ja schon an wie dieser Professor Pappm..., nein, äh Karton!“

Herr Dr. Wiefelspütz: „Herr Kollege, wenn Sie den Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts meinen, der heißt Papier mit Betonung auf der ersten Silbe! Dessen Worte müssen wir tatsächlich beachten, wenn wir uns nicht blamieren wollen.“

Herr Dr. Schäuble: „Quatsch! Was politisch gewollt ist, kann juristisch nicht verboten werden, wo kämen wir denn da hin?“

Herr Dr. Steinmeier: „Ein Rechtsstaat, eine wahrlich schreckliche Vorstellung, Herr Schäuble...“

[Herr Dr. Schäuble schaut jetzt noch grimmiger drein und schiebt sich zur Beruhigung ein Bonbon in den Mund]

Frau Dr. von der Leyen [noch hysterischer als zuvor]: „Denkt denn einer mal an die Kinder?!“

Herr Gabriel: „Frau Dr. Lovej... äh von der Leyen, kann es sein, dass Sie zu viel Simpsons gucken?“

Frau Dr. Merkel: „Ok, lassen wir das, reden wir lieber über Inhalte!“

[großes Gelächter, Herr Dr. Schäuble verschluckt vor Lachen sein Bonbon und kriegt erst nach einem heftigen Schlag von Frau Schmidt auf den Rücken wieder Luft]

Frau Schmidt [macht das „Victory“-Zeichen]: „Und da zweifelt man an meiner Kompetenz als Gesundheitsministerin, ha!“

Herr Dr. Bosbach: „Wenn es um die Spieler selbst geht, kommt nur die allgemeine Handlungsfreiheit in Betracht, die ist durch Gesetz leicht einzuschränken, schwieriger könnte das mit den Betreibern der Parcours sein, die können sich auf Berufsfreiheit berufen...“

Herr Dr. Wiefelspütz: „Wenn ich da einhaken darf, Eigentumsfreiheit könnte da auch noch betroffen sein.“

Frau Dr. Merkel: „Also, wenn da Leute mit Tarnanzügen aufeinander schießen, dann muss man das doch verbieten!“

Frau Zypries: „Könnte ein Problem sein, denn Tarnanzüge sind ohnehin schon verboten. Und wenn ich das mal so sagen darf, jede Spielzeugpistole für Kinder sieht eher nach echter Waffe aus als diese Markierer.“

Frau Dr. Merkel: „Gibt es eigentlich einen Juristen auf dieser Welt, der nicht Bedenkenträger ist?“

Herr Dr. Wiefelspütz: „Also, bei einem Verbot muss man sich die Frage stellen, ob das Verhalten als solches nicht zu tolerieren ist, oder ob die Folgen des Verhaltens gefährlich sind.“

Herr Dr. Steinmeier: „Was sagen unsere Experten dazu, ist ein Paintball-Spieler ein potentieller Amokläufer? Oder das Verhalten selbst so verwerflich?“

Frau Zypries: „Also bisher liegen uns keine Gutachten vor, die einen Zusammenhang zwischen Paintball und Amoklauf herstellen. Wäre auch komisch, das Profil des Amokläufers ist ja schon eher der Einzelgänger-Typ, der in seiner eigenen Welt lebt...“

Frau Dr. Merkel: „Aber ausschließen können wir es nicht, oder?“

Frau Zypries [leicht genervt]: „Natürlich nicht, niemand weiß, was den Einzelnen zu einer Tat bewegt, so einfach funktioniert das mit der Psychologie nicht!“

Herr Dr. Bosbach: „Wer aufeinander schießt, handelt sittenwidrig, Punkt, Aus!“

Herr Dr. Schäuble: „Und die Kollegin Schmidt hat bereits dargelegt, dass die Paintballer laut lachend das Gelände verlassen.“

Frau Zypries: „Herr Dr. Schäuble, zum Mitschreiben: Fröhlichkeit ist nicht sittenwidrig! [jetzt schon ziemlich genervt]: „Dann verbieten wir doch gleich noch Wasserpistolen und Karneval...“

Herr Dr. Schäuble: „Meine Rede!“

[Frau Dr. Merkel räuspert sich gut hörbar]

Herr Dr. Steinmeier: „Ich sehe das so: Paintball hat etwas mit Schießen zu tun, die Lobby ist klein, die Steuerausfälle [Herr Steinbrück schreckt auf] wegen Wegfalls der Gewerbe im minimalen Bereich [Herr Steinbrück atmet auf]. Wer ist für das Verbot?“

Frau Zypries [entrüstet]: „Soll es das gewesen sein? Wäre eine breitere Diskussion nicht angebracht?!“

Herr Gabriel [mit österreichischem Dialekt]: „Sie hamm uns gewählt um zu lenken, nicht um zu denken! Also, wer stimmt mit JA?“

[Bis auf Frau Zypries und Herrn Dr. Freiherr zu Guttenberg heben alle die Arme]

Frau Dr. Merkel: „Wie geht es jetzt weiter?“

Herr Dr. de Maizière: „Auch wenn uns nicht viel Zeit bleibt, eine kleine mediale Verunglimpfung wäre hilfreich. Gibt es Vorschläge?“

Herr Dr. Wiefelspütz: „Sittenwidrig!“

Herr Dr. Bosbach: „Als Schlagwörter fallen mir „Killerspiele“ und „Simuliertes Töten“ ein.“

Frau Dr. Merkel [klatscht vor Freude in die Hände]: „Fantastisch?“

Frau Zypries [süffisant]: „Und wie definieren wir „Killerspiele“ und „simuliertes Töten“?“

Herr Dr. Bosbach: „Wieso definieren? Soll sich jeder irgendetwas darunter vorstellen.“

Frau Zypries [noch süffisanter]: „Nach meiner Vorstellung würde Fechten auch darunter fallen.“

Herr Dr. Wiefelspütz [mit dem Brustton der Überzeugung]: „Ich bin der vollen Überzeugung, dass beim Fechten kein simuliertes Töten stattfindet!“

Herr Dr. Steinmeier: "Ok, Sitzung beendet, Herr Bosbach, Herr Wiefelspütz, geben Sie bitte in den nächsten Tagen Interviews mit den vorhin genannten Schlagwörtern!"

[Die Runde löst sich auf, zurück bleiben Frau Zypries und Herr Dr. Freiherr zu Guttenberg]

Freitag, 15. Mai 2009

Offtopic 3 - Ablauf und Ergebnis der Parlamentswahlen vom 9. April 2009

Wie weiter unten bereits ausgeführt, fanden am 9. April 2009 die Wahlen zum Parlament statt. Hierbei konnte sich letztendlich die Partai Demokrat (PD) des Präsidenten Yudhoyono mit 20,85 % der Stimmen als stärkste Partei durchsetzen. Den Ablauf der Wahl und der anschließenden Auszählung ist mit „suboptimal“ noch freundlich bezeichnet. Bevor ich dies weiter ausführe, zunächst ein paar Erläuterungen zum System in Indonesien.

Das Parlament (Dewan Perwakilan RakyatDPR) besteht aus 560 Abgeordneten, die in allgemeiner und freier Wahl gewählt werden. Aufgabe des Parlaments ist hauptsächlich die Gesetzgebung. Die Wahl einer Regierung obliegt hingegen nicht dem Parlament. In Indonesien gibt es nicht die Aufteilung Regierungschef/Staatsoberhaupt, sondern der Präsident ist gleichzeitig Staatsoberhaupt und Regierungschef und ernennt die Minister. Der Präsident wird in direkter Wahl (zusammen mit dem Vizepräsident) durch das Volk gewählt, die nächste Wahl findet im Juli diesen Jahres statt. Zurzeit gibt es wüste Spekulationen, wer auf welchem Ticket zur Wahl antritt. Hintergrund ist folgender: Kandidaten darf nur diejenige Partei oder Gruppierung aufstellen, die mindestens 25 % der gültigen Stimmen erhalten hat; dies ist als Partei allein noch nicht einmal die PD. Das heißt im Endeffekt, dass die anderen Parteien eine Art „Kandidaten-Ernennungs-Koalition“ bilden müssen und es natürlich faktisch nur 3 Nominierungen geben kann. Im Moment sieht es so aus, dass wohl drei Kandidaten ins Rennen geschickt werden: (1) Präsident Yudhoyono, (2) Vizepräsident Kalla und (3) Ex-Präsidentin Megawati. Realistische Chancen hat zurzeit wohl nur der Präsident, aber bei Wahlen kann alles passieren, daher lassen wir uns einfach überraschen. Am 16. Mai 2009 läuft die Frist zur Benennung der Kandidaten ab, ab diesem Zeitpunkt weiß man also mehr.

Die Besonderheit des indonesischen Systems ist weniger im Wahlvorgang als solchem angelegt, sondern in der Vielfältigkeit der Parteienlandschaft, man könnte es auch Zersplitterung nennen. Bei der diesjährigen Wahl, welche die dritte freie Wahl nach Überwindung des Suharto-Regimes nach 1999 und 2004 war, traten insgesamt 44 Parteien an. Bei dem Quorum von 3 % haben es letztendlich 9 Parteien in das Parlament geschafft. Um es vorweg zu nehmen: entgegen den „Befürchtungen“ in westlichen Medien hat es keinen Zuwachs islamischer Parteien gegeben, diese haben vielmehr einen beträchtlichen Teil ihrer Stimmen verloren. Indonesien ist und bleibt politisch säkular.

Probleme wurden schon während des Wahlvorgangs deutlich, als viele Indonesier mangels Erscheinens auf den Wählerlisten von der Wahl ausgeschlossen wurden. Wie hoch der Anteil der so gezwungenermaßen zum Nicht-Wähler gemachten Indonesier war, ist Gegenstand wilder Spekulationen, im zweistelligen Millionenbereich wird es in jedem Fall gewesen sein. Dieses Desaster beruht auf mehreren Faktoren: Indonesien hat kein Einwohnermeldesystem, so dass eine Registrierung vorgenommen werden musste; dazu ist die zuständige KPU praktisch von Haus zu Haus gezogen und hat mit Hilfe der Anwohner Wählerlisten erstellt. Wer auf einer solchen Liste stand, bekam eine Wahlbenachrichtigung zugeschickt. Es hat sich allerdings schnell herausgestellt, dass einige Indonesier keine Wahlbenachrichtigungen erhalten haben, dafür aber nicht wahlberechtigte Minderjährige und Ausländer auf den Listen standen, darüber hinaus auch längst verstorbene Personen. Insgesamt standen ca. 170.000.000 Wähler auf den Listen, bei insgesamt 240.000.000 Einwohnern. Neben den Registrierungsproblemen gab es auch logistische Probleme, was bei über 500.000 Wahllokalen in über 12.000 Bezirken nicht verwunderlich ist. Da flächendeckend keine aus Deutschland bekannten Infrastrukturen vorliegen, musste de Armee die Wählerlisten zu den Wahlbezirken und Wahllokalen transportieren; dabei wurden einige Listen vertauscht. So waren in einigen Wahllokalen einfach keine oder keine vollständigen Listen verfügbar.

Am Wahltag selbst gab es einige wenige Vorfälle, in denen die Wähler von Soldaten etc. in die Wahlkabinen begleitet worden sind etc., ansonsten waren die Wahlen frei und vor allen Dingen im Verlauf friedlich. Zur Verhinderung von doppelt abgegeben Stimmen wurden die Zeigefinger der Wähler nach dem Wahlvorgang mit einer speziellen Farbe markiert. Dass einige Wahllokale auf den Punkt genau geschlossen haben, obwohl noch eine Schlange von Wählern im und vor den Lokalen stand, ist nicht nur aus unserer Sichtweise undemokratisch, auch hierzulande wurde dies scharf kritisiert.

Probleme bereiteten im Fortgang die Auszählung der Stimmen. Es wurde mit zwei Systemen gearbeitet, einem elektronischen und der Auszählung per Hand; letzteres ist allein verbindlich, von ersterem erhoffte man sich schnelle Ergebnisse. Obwohl bereits am Tag auf die Wahl verkündet wurde, dass die PD mit knapp 20 % der Stimmen ihren Anteil im Gegensatz zu 2004 knapp verdreifacht hat und erstmals die ehemalige Staatspartei Golkar von Platz 1 verdrängt hatte, verlief im Folgenden die Auszählung mehr als schleppend, was u.a. darauf zurückzuführen war, dass die elektronische Auszählung nicht zentra stattfand. Als dann drei Wochen nach der Wahl erst knapp 10 % der Stimmen ausgezählt waren, wurde man zunehmend nervöser, da das offizielle Endergebnis innerhalb von 30 Tagen nach der Wahl bekannt gegeben werden muss. Nach Start der manuellen Auszählung waren erste Zwischenergebnisse vollkommen anders als das zuvor ja schon verkündete vorläufige Ergebnis. Dies hat sich aber im Laufe der Auszählung geändert, so dass das vorläufige Ergebnis größtenteils bestätigt worden ist.

Die 9 Parteien, die es in das DPR geschafft haben, sind:

1. Partai Demokrat 150 Sitze / 20,85 % der gültigen Stimmen
2. Partai Golkar 107 / 14,45 %
3. PDIP 95 / 14,03 %
4. PKS 57 / 7,88 %
5. PAN 43 / 6,01 %
6. PPP 37 / 5,32 %
7. PKB 27 / 4,94 %
8 . Gerindra 26 / 4,46 %
9 . Hanura 18 / 3,77 %

Die Abkürzungen der Parteien sind übrigens praktisch durchgängig Akronyme der ausgeschriebenen Namen.

Insgesamt vereinigen die 9 im Parlament vertretenen Parteien 81,71 % der abgegebenen gültigen Stimmen auf sich (Gesamtergebnis als PDF). Erschreckend ist jedoch, dass von den 121.588.366 abgegebenen Stimmen 17.488.581 (also 14,38 %) ungültig waren. Die „Partei“ der „Ungültig-Wähler“ wäre also knapper 3. bei der Wahl gewesen. Wie viele der knapp 50.000.000 Nichtwähler tatsächlich Nicht-Wähler sind, ist nicht nachvollziehbar, da Tote, Ausländer und Minderjährige erst gar nicht in die Wahllokale gekommen sind...

Im Verlauf der gesamten Wahl und der Auszählung kam es logischerweise zu massiven Inkompetenz-Vorwürfen gegenüber der KPU. Diese wehrt sich gegen die Vorwürfe einerseits mit Wählerbeschimpfung („Zu blöd zum Wählen“, „Kein Interesse der Bürger an der Wahl“) als auch mit dem Hinweis auf den Mangel an Vorbereitungszeit.

Nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses am 10. Mai 2009 hat das Verfassungsgericht 72 Stunden Dauerbereitschaft zur Annahme von Einsprüchen gegen die Wahl. Bis auf zwei Parteien haben sämtliche Parteien Einspruch erhoben. Inwieweit sich die Besetzung des Parlaments noch ändert bleibt daher abzuwarten.

Im Ergebnis hat sich gezeigt, dass Indonesien noch nicht in der Lage ist, deutsche Standards zu erreichen, aber gewillt ist, als junge Demokratie zu lernen. Westliche Arroganz wäre hier meines Erachtens nach unangebracht, da wir in Deutschland zu Zeiten der Weimarer Republik auch nicht gerade besonders hohe Standards geschaffen haben und uns vor allen Dingen im Gegensatz zu den Indonesiern die Demokratie niemals selbst erstritten haben. Bei knapp 18.000 Inseln, von denen ca. 12.000 bewohnt sind, über 5.000 km Breite und einer noch nicht funktionierenden Infrastruktur im ländlichen Bereich ist die Durchführung einer solchen Wahl unglaublich schwierig.

Donnerstag, 14. Mai 2009

Tag 41 (10.05.2009) - Taman Anggrek Mall

Was macht man, wenn man keine Lust auf nichts hat und trotzdem den Tag nicht einfach verstreichen lassen möchte? Da der Lonely Planet zwar einen sehr ordentlichen Überblick über die Freizeitgestaltungs-Optionen in Jakarta bietet, jedoch im Bereich Sport praktisch nichts bietet, habe ich mal nachgeschaut, was man so alles machen kann.
Nach kurzer Suche habe ich für mich drei wunderbare Freizeitaktivitäten entdeckt: (1) Kartfahren, (2) Paintball, (3) Schlittschuhfahren!

zu 1.:
Da Kartfahren alleine nicht wirklich unterhaltsam ist, habe ich mich entschieden, zunächst nur Informationen zu sammeln. In Jakarta gibt es wohl mehrere Kart-Bahnen, leider ist allen gemeinsam, dass es keine Internet-Präsenz gibt. Empfohlen und mit 15 TM (=Taximinuten) sehr zentral gelegen ist Speedykarting, eine im Südosten des Stadtkerns angelegte Kart-Bahn. Dort werden 5-Minuten-Rennen angeboten, zu Beginn muss man jedoch erstmal für 15.000 IDR (ca. 1,08 €) Handschuhe und Schutzhaube erwerben. Die Rennen kosten je nach Wochentag und Uhrzeit zwischen 30.000 und 40.000 IDR (ca. 2,15 € bis 2,85 €), im Vergleich zu Deutschland lächerlich wenig. Mit meinem Kollegen Stephane werde ich die Bahn diese Woche noch austesten, Fotos und ein ausführlicher Bericht folgen noch...

zu 2.:
Paintball ist ja momentan ein Sonderthema in Deutschland, weswegen ich (neben einem Facebook-Eintrag von Wiebke) einfach aus Neugierde mal nachgesehen habe, ob es so etwas auch in Jakarta gibt. Das Ergebnis: In der Stadt selbst gibt es einen Parcour, der erfreulicherweise neben Speedykarting angelegt ist, allerdings hat Splash-Paintball nur eine rudimentäre und vollkommen veraltete Seite im Netz, so dass Informationen zu Zeiten und Preisen wohl nur vor Ort zu bekommen sind. Wenn ich die Kartbahn besuche, werde ich mich auch mal über die Möglichkeiten des Paintball-Spielens erkundigen und dann - wenn möglich - auch mal nutzen. Von einem Verbot in Deutschland halte ich nun wirklich rein gar nichts. Auch wenn es mich persönlich nicht entscheidend treffen würde (ich habe ein Mal in meinem Leben Paintball gespielt), bin ich doch der Meinung, dass ein solches Verbot ein klares Zeichen dafür wäre, dass unsere Regierung gewillt ist, Grundrechte der Spieler wie auch Betreiber auf dem Altar des billigen Aktionismus zu schlachten. Ich denke, dass gerade diese "kleinen" Eingriffe Ausdruck mangelnden Respekts der Handelnden vor dem Grundgesetz, namentlich der Artt. 2, 12, 14 GG sind. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein solches Verbot vor dem Bundesverfassungsgericht Bestand hätte...

zu 3.:
Da das soziale Leben (derer, die es sich leisten können) hier zu großen Teilen in den ca. 100 über die Stadt verteilten Malls stattfindet, wartet praktisch jede größere Mall mit einigen Features auf: Kino, Spielhalle, Fitnesscenter, Spa etc. Eine dieser Malls ist die Taman Anggrek Mall im Westen der Stadt. Diese riesige Mall beherbergt nicht nur ein Kino der Cinema 21-Gruppe, Fitness First, Karaoke-Bars etc, sondern auch in der dritten Etage eine Eislaufbahn, die sowohl zum normalen Schlittschuhfahren, als auch zum Eishockey-Training genutzt wird. Hier kann man für 38.000 IDR (ca. 2,70 €) inklusive Schlittschuhe wochentags unbegrenzt, am Wochenende zwei Stunden lang Schlittschuhfahren. Gegen entsprechende Gebühren kann man ach Eislaufunterricht nehmen oder sonntags von 19:30 Uhr an einem Eishockey-Training teilnehmen.

Ich habe mich letztendlich für das Schlittschuhlaufen entschieden und bin zur Taman Anggrek Mall gefahren. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Mall sehr gut zu erreichen, man fährt einfach mit dem Transjakarta zur Haltestelle Harmoni und steigt dort in die Route 8 um; der Bus hält direkt vor der Mall, die auch nicht zu übersehen ist, da sie in einen riesigen Gebäudekomplex mit vier Hochhäusern integriert ist. Um es letztlich kurz zu machen: mir war es auf der Eisfläche einfach zu voll. Da - wie gesagt - das soziale Leben in den Malls stattfindet, war die Eisfläche mit Kindern überfüllt, so dass normales Fahren praktisch nicht möglich war. Wochentags ist es hier wohl deutlich ruhiger...

Tag 40 (9.05.2009) - Erholung, Sport und Mario Gomez

Heute habe ich bei Dunkin' Donuts gefrühstückt und dann gegen Mittag ausgiebig im Fitnessstudio Muskelaufbau (besser: Wiederaufbau) betrieben und einen Schock überwinden müssen: kein Internet!
In der Nacht auf den Samstag hat es hier ein ordentliches Unwetter gegeben, das dann auch zu einem kurzzeitigen Stromausfalll geführt hat. In diesem Zusammenhang ist der Server, über den wir hier ins Netz gehen, beschädigt worden. Die Reparatur hat leider bis in die Nacht zum Sonntag gedauert, so dass ich auf meinen Bundesliga-Livestream verzichten musste.
Einziger Ausweg aus dem Dilemma: Ab nach Kemang, in Die Stube, um dort Bundesliga zu sehen. Die Stube, die ich bereits vorgestellt habe, ist per Taxi ca. 30 Minuten vom Stadtkern entfernt auf der Kemang Raya. Da die wenigsten Taxifahrer die Kneipe kennen, muss man sie einfach zur Kemang Raya fahren lassen, Die Stube befindet sich gleich im ersten Gebäudekomplex in Haus Nr. 2. Wer Geld sparen möchte - die Fahrt kostet vom Stadtkern etwa 40.000 IDR (ca. 2,85 €) - kann mit dem Transjakarta der Route 1 bis Blok M fahren, und sich ab dort ein Taxi nehmen, man kommt dann insgesamt auf ca. 15.000 IDR (ca. 1,08 €).
Blok M ist die Endhaltestelle der genannten Route und kann mit zwei Malls aufwarten, der Blok M-Mall und der Pasaraya-Mall. Letztere Mall bietet die größte Auswahl von indonesischer Kleinkunst und unendlich viele Schuhe, teilweise aber von grotesk schlechter Qualität. Während das Drumherum der Haltestelle tagsüber reichlich unspektakulär ist, ist hier nachts die Hölle los, hier reiht sich ein kleiner Stand an den nächsten, vor allen Dingen Bekleidung wird hier zu Spottpreisen angeboten (Schuhe ab 20.000 IDR, also ca. 1,50 €); vor Taschendieben wird gewarnt...
In der Stube wurde Stuttgart-Wolfsburg (Leinwand) und Hertha-Bochum (kleine Bildschirme) live gezeigt. Die Show des Mario Gomez war echt beeindruckend und ich bitte inständig, dass der VfB Stuttgart, und nicht etwa die - zugegeben extrem effizient spielenden - Antifußballer aus Berlin oder die Unsympathen aus München deutscher Meister werden; Wolfsburg ist mir praktisch egal...
Traurig war mal wieder anzusehen, wie sich ein paar deutsche Gäste volllaufen ließen und einer (fett, Schnauzbart, Halbglatze - ein Bayer eben) dann meinte, er müsste den vollkommen verduzten Angestellten, der die Fernbedienungen in der Hand hielt, bepöbeln. Dieses widerliche Pack, das meint, sich als Herrenmenschen aufführen zu müssen, verursacht bei mir immer Anflüge von Fremdscham!

Tage 35 bis 39 (4.-8.05.2009) - Arbeit und Essen

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Sonntag, 10. Mai 2009

Tag 34 (03.05.2009) - FC gegen Bremen

Nach der Nachtsession mit dem Live-Stream des Spieles Real Madrid gegen denn FC Barcelona war erstmal Ausschlafen angesagt. Da ich ziemlich kaputt von der Woche und dem Vortag war, entschloss ich mich nach Lektüre der Jakarta Post und einem ausgiebigen Frühstück dazu, heute mal nichts zu tun und auf das Spiel meines FC gegen Werder Bremen zu warten.
Die erste Hälfte konnte ich dann noch per Live-Stream sehen, die zweite Hälfte litt leider unter der immer langsamer werdenden Verbindung. So musste ich dann am Kicker-Liveticker verfolgen, wie der FC den wohl endgültigen Klassenerhalt mit dem 1:0-Sieg schaffte. Auch wenn die letzten Spiele allesamt nicht zu Begeisterungsstürmen einluden, eine unglaubliche Befreiung und einfach ein gutes Gefühl der Erleichterung. Wann konnte man schon in den letzten Spielzeiten die Spieltage 31-34 unbeschwert genießen?
Die gute Laune mir konnte auch Herr Klemm vom Kölner Stadtanzeiger mit seinem unsäglichen Spielbericht am nächsten Tag nicht versauen. Wenn der gute Mensch aber aus irgendeinem Zufall meinen Blog liest: Bitte, suchen Sie sich einen Job, der Ihren Fähigkeiten entspricht, schreiben Sie zum Beispiel ein Buch mit dem Titel „Warum ein Spiel anschauen, wenn man auch darüber schreiben kann?“ oder „Fachwissen wird überbewertet – Ein Erfahrungsbericht“; als Co-Autoren schlage ich ihren Kollegen Nägele vor…

Tag 33 (02.05.2009) - Kota


Der ursprüngliche Stadtkern der damals noch Batavia genannten Stadt befindet sich im Norden der Stadt am Meer und heißt heute Kota. Hier stehen noch viele Gebäude im Kolonialstil aus der niederländischen Besatzungszeit.
Kota erreicht man am einfachsten, da praktisch verkehrsunabhängig, mit dem Transjakarta der Route 1, der die Stasiun Kota als Endhaltestelle hat. Dort angekommen befindet man sich in unmittelbarer Nähe zur Bahnstation, von wo aus viele Züge in alle Teile Javas fahren. Die ganze Umgebung ist unglaublich dreckig, was vor allen daran liegt, dass die vielen Müllwagen gar nicht durch den dichten Verkehr kommen, so dass der meiste Müll einfach unabgeholt bleibt. Die Aufschrift „Kita Peduli Jakarta Bersih“ auf den Müllwagen – übersetzt: wir kümmern uns um ein sauberes Jakarta – ist daher nicht mehr als eine hilflose Willensbekundung.
Fünf Minuten zu Fuß vom Bahnhof befindet sich das Zentrum Kotas, der Taman Fatahillah, ein groß angelegter Platz, der neben dem historischen Museum von Jakarta noch das Museum der feinen Künste, die Hauptpost und das Café Batavia zu bieten hat.
Das Museum der feinen Künste, Balai Seni Rupa, ist in einem Kolonialgebäude zuhause, das früher mal als Justizpalast gedient hat. Neben den üblichen Keramiken (chinesischer Herkunft und Terrakotta) und ein paar modernen Skulpturen findet man hier eine kleine, aber feine Sammlung von Gemälden bekannter indonesischer Maler. Der Eintritt beträgt ortsübliche 2.000 IDR (ca. 0,15 €). Auch hier gilt wie in allen Museen Jakartas das Fotografierverbot, nur dass sich hier wirklich niemand daran hält. Eine aus Europa bekannte Struktur findet man hier nicht, die einzelnen Stile sind wild durcheinander gemischt, was mich aber nicht weiter stört, da ich ohnehin jedes Bild einzeln auf „gefällt/gefällt nicht“ begutachte, wobei mir der Stil herzlich egal ist.

Die Wahl zwischen dem historischen Museum und dem im Kolonialstil gehaltenen Café Batavia fiel „dank“ der Horden von Schülern am Eingang des Museums auf das ruhige Café. Der Lonely Planet hat mal wieder vollkommen recht, wenn die Küche als Sieg der Form über den Inhalt beschrieben wird. Die wirklich nicht mehr als mittelmäßigen Speisen werden praktisch kunstvoll angerichtet serviert, sogar die Fritten bekommt man hier in einer ganz bestimmten „Formation“ auf den Teller (vielleicht sind sie ja deshalb lauwarm…). Zu Recht gelobt werden die Cocktails, der ausgesuchte Palm Beach war wirklich hervorragend. Für Indonesier ist dieser Laden aber nicht bezahlbar, so dass ausschließlich Ausländer hier essen gehen. Für ein einfaches Essen mit einem Wasser muss man hier mit ca. 150.000 IDR (ca. 11 €) rechnen, satt wird man dann aber eher nicht.

Nach dem Essen habe ich mich weiter auf den Weg zum alten Hafen gemacht, der auch heute noch Segelfrachter beheimatet. Wenn ich allerdings die Umgebung vom Bahnhof schon als dreckig bezeichnet habe, gehen mir hier die Superlative aus. Das alte Hafenbecken ist so verdreckt und der Gestank so übel, dass ich rückwärts wieder rausgegangen bin, bisher die größte Enttäuschung meines Aufenthalts. Reflexartig habe ich sämtliche verbliebene Wasservorräte im Rucksack in einem Zug runtergespült, um den Geschmack der Luft zu verdrängen. Verstört wie ich war habe ich am Bahnhof von Kota versehentlich am grünen Tee vorbeigegriffen und die Variante mit Dattelaroma erwischt; bäääääh…

Dafür war das Eis im Café im Plaza Indonesia sehr gut und der Tag wurde durch ein ausgiebiges Training im Fitnessstudio und den fantastischen 6:2-Sieg des FC Barcelona bei Real Madrid noch gerettet. Das Wachbleiben hat sich gelohnt…

Tage 28-32 (27.04.-01.05.2009) - Tage der Arbeit

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Tag 27 (26.04.2009) - INACRAFT 2009

Handicrafts sind für Touristen wie Einheimische gleichermaßen interessant. Indonesien hat hier vor allen Dingen Batik-Kleidung, Keramik und Malereien zu bieten. Wer einen Klassiker für die Privatwohnung nachmalen lassen möchte, muss dies nur bei einer der vielen Galerien in Auftrag geben lassen und kann das vollendete Werk zwei Wochen später abholen. Wer also ein ganz bestimmtes Gemälde haben möchte, kann sich gerne bei mir melden.
Heute war der letzte Tag der INACRAFT 2009, eine Messe für indonesische Kleinkunst im Jakarta Convention Center (JCC). Was man hier unter einer Messe zu verstehen hat, kann man auf den ersten Blick am Eingang erkennen: Es handelt sich um eine Ansammlung kleiner Stände, an denen die mehr (weniger) oder weniger (mehr) hochwertigen Waren angeboten werden. Batik-Kleider und –Hemden beginnen hier bei 20.000 IDR (ca. 1,45 €), nach oben natürlich offen. Mitbringen ist kaum möglich, da Größen in der Regel nicht angegeben werden, man muss also vor Ort anprobieren.
Der Weg dorthin war einigermaßen beschwerlich, da der Taxifahrer nicht in der Lage war, auf einfache Kommandos zu reagieren, sondern einfach am Eingang vorbeifuhr, um mich noch näher heranzubringen. Geschätzte zehn Meter Raumgewinn durch zwanzig Minuten Herumirren sind natürlich eine tolle Ausbeute.
Gerüchten zufolge wurde die Mehrzahl der Anbieter vom Staat dafür bezahlt, einen Stand auf der Inacraft zu mieten, um die Messe voll zu bekommen. Dementsprechend lausig ist teilweise die Qualität. Allerdings findet man auch einige „Perlen“ unter den Anbietern. An einem Stand konnte man zum Beispiel Bürobedarf mit schwarzem Lederüberzug erwerben. Da ich für die wunderbare Truhe zuhause keinen Platz habe, begnügte ich mich mit einem kleinen schwarzen Visitenkartenetui.
Wer in Ruhe nach einheimischen Gegenständen Ausschau halten möchte, geht besser in die Pasaraya Mall in Blok M, Endstation des Transjakarta der Route 1. Die dortige Auswahl ist riesig, die Preise auch nicht wirklich höher.
Bei dem ganzen Trubel den Ausgang zu finden ist nicht ganz einfach. Neben dem JCC befindet sich die Senayan Driving Range. Wer dort an seiner Schlagtechnik feilen möchte, kann dies inklusive Ausrüstung und 100 Golfbällen je nach Tageszeit für 60.000 IDR bis 80.000 IDR (ca. 4,30 € bis 5,70 €) machen.

Tage 21 bis 26 (20.-25.05.2009) - Business as unusal

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Tag 20 (19.04.2009) - Museum Nasional

Neben dem Merdeka Square, in dessen Mitte das Monas steht, befindet sich das Museum Nasional, also das Nationalmuseum. Am besten kommt man dort mit dem Transjakarta der Route 1 (Koridor 1 – Blok M/Kota) hin, die Haltestelle heißt praktischerweise Monumen Nasional.
1817 von den niederländischen Besatzern im Kolonialstil errichtet, beherbergt der ursprüngliche Teil des Museums eine unüberschaubare Sammlung an Zeugnissen indonesischer Kultur, Masken, Tontöpfe, Schwerter, Kleider, Instrumente etc.). Auch eine Sammlung von typischen indonesischen Hütten im Miniaturformat kann bestaunt werden. Der moderne angebaute Teil enthält einige Schaukästen zur Menschheitsgeschichte (nein, wir stammen nicht vom Affen ab, auch wenn einige Anti-Islam-Konferenz-Teilnehmer diesen Verdacht untermauern; wir haben nur dieselben Vorfahren), Keramiken etc.
Am Eingang zahlt man 1.000 IDR (ca. 0,07 €) Eintritt und gibt seine Tasche ab. Wie überall in den Museen Jakartas ist Fotografieren tabu, es geht hier auch nicht um eventuelle Beeinträchtigungen durch Blitzlicht. Dies wäre unternehmerisch ja durchaus als clever anzusehen, würden Postkarten oder Fotografien mit den entsprechenden Motiven angeboten. Leider werden aber sowohl am Eingang als auch im Museumsshop – der allerlei Kitsch und auch ein paar interessante Geschichtsbücher enthält – nur überteuerte und schlechte Motive von Gebäuden in Jakarta angeboten. Dies ist besonders schade, da einige Ausstellungsstücke – gerade die aus Bali – sehr interessant sind und definitiv Lust auf mehr hervorrufen.
Diverse Kultureinrichtungen bieten Führungen in Englisch, Deutsch, Französisch und auch Japanisch an, die dafür eingerichteten Termine kann man unter anderen den Kleinanzeigen in der Jakarta Post entnehmen. Es ist natürlich dennoch etwas merkwürdig, wenn man gleich am ersten Ausstellungsstück, einer riesigen Karte von Indonesien, von einem Lehrer der Deutschen Internationalen Schule mit vielen kleinen Indonesiern im Schlepptau überholt wird und deutsche Töne mit bayerischen Akzent zu hören bekommt. Ansonsten hört man hier seltener deutsche Klänge außerhalb des Botschaftsgeländes, bei ca. 1.200 Deutschen auf ganz Jakarta verteilt, die meist im südlichen Stadtteil Kemang beheimatet sind, auch nicht besonders verwunderlich. Im Nationalmuseum selbst halten sich indonesische und ausländische Besucher so ziemlich die Waage. Interessant erscheint mir der Umstand, dass generell in Museen unter den indonesischen Besuchern der Anteil an Frauen haushoch überwiegt. Das Interesse an Kultur scheint hier eindeutig verteilt zu sein…
Da man als Europäer in Indonesien natürlich grundsätzlich auffällt und interessant ist, hatte ich nach weniger als zwei Minuten eine kleine Gruppe noch kleinerer Studenten an der Backe. Da man wie schon in einem der vorherigen Beiträge lesen konnte, ist man als Deutscher grundsätzlich recht beliebt in Indonesien. Das hat weniger damit zu tun, dass unsere niederländischen Nachbarn und Fußballrivalen hier wie die Barbaren gewütet haben, sondern beruht zum einen auf der erkennbaren Wertschätzung der deutschen Außenpolitik und vor allen Dingen der wahrgenommenen deutschen Aufbauhilfe, die hier vor allem durch die GTZ (Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) und Inwent vorangetrieben wird. Dass Deutschland unter Kanzler Schröder nicht bereit war, sich an dem völkerrechtswidrigen Krieg im Irak zu beteiligen, wird hier zusätzlich honoriert, darauf wird man tatsächlich oft angesprochen; dass der BND im Hintergrund dennoch ordentlich mitgemischt hat, ist hier kaum jemandem bewusst.
Indonesische Studenten zeichnen sich durch eine enorme Wissbegierde aus, was darin gipfelte, dass einer der Studenten alles, ja wirklich alles über Heidelberg wissen wollte. Auslöser dieses Interesses war ein Buch, dass er im Literaturkurs besprochen hatte, dessen Handlung zum Teil in Heidelberg spielt. Dass ich tatsächlich ein wenig über Heidelberg erzählen konnte, hat dann zu Begeisterungsstürmen geführt. Mit Hilfe der auf meinem Handy installierten mobilen Version der Wikipedia (passt mit 1GB auf praktisch jedes neuere Smartphone) konnte ich sogar sämtliche Fragen beantworten. Das Interesse an Deutschland im Allgemeinen ist auch ziemlich groß.
Nach der kleinen Fragestunde – tatsächlich knapp eine Stunde – habe ich mir dann hauptsächlich die Ausstellungsstücke aus Bali angesehen. Auf den ersten Blick wirken die traditionellen Masken und Gewänder schon ein wenig befremdlich und man fragt sich, wie Menschen nur auf so etwas kommen. Andererseits sind die Gewänder unserer Würdenträger der Kirchen, Anwälte, Richter etc. und unsere Karnevalsverkleidungen aber auch nicht wirklich weniger merkwürdig. An der Vielfalt der regional unterschiedlichen Masken, Kleidern etc. sieht man, wie vielfältig Indonesien ist. Bei einem 5.000 Km breiten Archipel mit 18.000 Inseln, von denen ca. 12.000 bewohnt sind, aber kein wirkliches Wunder.
Der neuere Teil des Museums enthält wie schon erwähnt Teile der Menschheitsgeschichte und aber auch interessante Dokumente zur Entwicklung der indonesischen Sprache Bahasa Indonesia (wörtlich übersetzt: Sprache Indonesien), die für viele Indonesier gar nicht die Muttersprache ist. Allein auf Java leben ca. 60 verschiedene Ethnien mit eigenen Sprachen. Bahasa Indonesia kann aber praktisch jeder Indonesier sprechen. Da man das Bürgermeisteramt in Indonesien nur dann bekleiden kann, wenn man dieser Sprache mächtig ist, kann in jedem Dorf also mindestens eine Person Indonesisch. Auch eine kleine Geschichte der Entwicklung des indonesischen Rechtssystems wird dargestellt, das Strafrecht zum Beispiel ist immer noch niederländischer Herkunft.
In dem Museum kann man durchaus Tage verbringen, nach ca. 3 Stunden war für mich aber auch wieder Schluss, da ich einerseits Hunger hatte, andererseits auch noch mein geliebtes Fitnessstudio besuchen wollte.
Wer europäisches Essen haben möchte, bekommt dies auf sehr ordentlichem Niveau im Harvey Nicols Social House in der East Mall des Grand Indonesia. Unter der Woche lohnt sich hier das Mittagsmenü mit einer Vorspeisensuppe (oder auch Salat) und Pizza oder Pasta nach Wahl für 72.000 IDR (ca. 5 €). Weinliebhaber kommen hier für 25 – 100 € pro Flasche auch auf ihre Kosten.
Den Tag habe ich dann mit dem Livestream der Bundeligaspiele ausklingen lassen, eine für mich als FC-Fan in dieser Zeit eher unerfreuliche Beschäftigung. Mittlerweile wissen wir ja, dass der FC praktisch gerettet ist, daher kann man dies wieder sorgenfrei genießen…

Freitag, 1. Mai 2009

Offtopic 2 - Indonesien und die Schweinegrippe

Da der südostasiatische Raum bei der Vogelgrippenpandemie empfindlich getroffen worden ist, besteht grundsätzlich eine besondere Sensibilität in Bezug auf neue Pandemien.
Die mediale Aufbereitung des Themas nimmt bisweilen skurrile Züge an. Aussagen wie die der Gesundheitsministerin, dass die Grippeviren in Indonesien aufgrund der hohen Temperaturen keine Chance hätten, übersehen natürlich, dass weder die Vogelgrippeviren damit Probleme hatten, noch Mexiko für seine Eiseskälte bekannt sein dürfte. Abgesehen von diesem eher unter den Punkt "Fehlinformation zur Beruhigung" abzuhakenden Fauxpas schwankt die Berichterstattung zwischen "nüchtern seriös" und "abwegig", teilweise auf der gleichen Seite einer Zeitung. So berichtet die Jakarta Post in einem Bericht vollkommen widersinnig über die Standorte von Schweinefarmen, um im Parallelbericht darauf hinzuweisen, dass weder indonesische Schweine Träger des Virus sind, noch der Verzehr von Schweinefleisch - außer religiös bedingt - gefährlich sei. In dem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die überwiegend (~90 %) muslimische Bevölkerung schon ein wenig genußvoll registriert, dass das unreine und von Christen gehaltene wie auch verzehrte Vieh wohl Ausgangspunkt des aktuellen Grippevirus ist. In Teilen Indonesiens wurden von regionalen Behörden schon Schweinemastbetriebe geschlossen, da sie über keine ausreichende Genehmigung verfügten, was bisher über Jahre hinweg niemanden gestört hatte.
Ansonsten haben die Vorbereitungen natürlich auch hier begonnen. Da vor Ort mehrere Pharmagiganten ihre Anlagen stehen haben, ist die Produktion von Grippemitteln grundsätzlich unproblematisch. Arme Leute, die kein Geld für den Arzt haben, werden bei Grippesymptomen unter Vorlage entsprechender Dokumente in den Krankenhäusern kostenlos behandelt. Bisher ist aber noch kein einziger Fall in Indonesien aufgetreten. Sobald dies der Fall sein wird, dürfte in Jakarta der Teufel los sein, da die Bevölkerungsdichte hier ca. 5 mal so hoch ist wie zum Beispiel in Berlin und die hygienischen Verhältnisse bei der überwiegenden Bevölkerung nicht mit westlichen Standards zu vergleichen sind. Nicht das Virus an sich, sondern die Zahl der behandlungsbedürftigen Patienten wäre das Problem des Grippeausbruchs in Indonesien.
Ansonsten vermisse ich auch hier - wie bei meiner oberflächlichen Übersicht über deutsche Medienberichte - den Hinweis darauf, was die Pandemiestufen eigentlich bedeuten, vor allen Dingen aber, was sie nicht bedeuten. Die Pandemiestufen beziehen sich auf die Art der Verbreitung, nicht aber auf die Gefährlichkeit des Virus. An einem plastischen Beispiel festgemacht: Wenn ein vollkommen harmloser, vielleicht einen Tag Übelkeit verursachender, Virus weltweit von Mensch zu Mensch verbreitet wird, muss die WHO die entsprechende Pandemiestufe 6 ausrufen. Sterben lokal begrenzt alle im Umkreis einer bestimmten Krankheitsquelle lebenden Menschen, passiert bezogen auf eine Pandemiestufe natürlich rein gar nichts. Die Gefährlichkeit des Virus wird ja bisher eher als gering eingestuft, wobei immer gewisse Mutationsgefahren zu berücksichtigen wären...

Reisetip 4 - Fitnessstudio in Jakarta

Wie man meinem vorherigen Beitrag entnehmen kann, bin ich dem Fitness First beigetreten. Die Kette ist in den meisten Luxusmalls der Stadt vertreten und bietet maßgeschneiderte Verträge an. Die Einmonatsmitgliedschaft ist mit umgerechnet 60 € ziemlich teuer, die Dreimonatsmitgliedschaft mit pauschal ca. 125 € akzeptabel, die dauerhafte (1 Jahr mit Verlängerung bei nicht rechtzeitiger Kündigung) Mitgliedschaft mit 35-40 € im Monat recht günstig, wenn man dies mit den Preisen der Kette in Deutschland vergleicht. Warum schreibe ich dies? Ganz einfach, als Mitglied in einem Studio bekommt man den "International Passport", mit dem man weltweit in den Fitness First Studios trainieren kann. Wer also ein Studio in seiner Nähe hat (deutsche Homepage), kann sich ja mal nach den ortsüblichen Beiträgen erkundigen. In Jakarta kann man natürlich eine dauerhafte Mitgliedschaft abschließen, die Preisersparnis dürfte recht hoch sein...

Tag 19 (18.04.2009) - Fitness First

Nachdem ich sämtliche Probleme mit der Einstellung des Magen-Darmbereichs auf die südostasiatische Küche überstanden habe, bin ich erstmals seit Monaten des quälenden - aber leider notwendigen - Sportverzichts wieder ins Fitnessstudio gegangen. Das hier im Grand Indonesia vertretene Studio gehört zu der weltweit - auch in Deutschland - vertretenen Gruppe Fitness First, hier sogar in Gestalt eines Platinum-Studios.
Ausgestattet mit modernsten Geräten, einem Pool auf dem Dach, Dampfbad und Sauna, gehört es natürlich in die gehobene Kategorie von Fitnessstudios. Das bedeutet natürlich auch, dass hier nur reiche Indonesier Mitglied sind, was man vor allen daran merkt, dass fast alle fließend englisch sprechen, was bei den anderen Bevölkerungsschichten eher unüblich ist.
Auffallend und typisch für diese Breitengerade sind zwei Dinge:
Erstens ist in Jakarta zu beobachten, dass hier wahre Prunkbauten aufgestellt werden, kleinere - im Laufe der Zeit auftretene - Abnutzungserscheinungen jedoch hingenommen werden. So fehlen bei mindestens drei der vielen Duschkabinen die Schieber zum Abschließen, was jedoch einfach so belassen wird, obwohl kein Indonesier hier eine nicht abschließbare Duschkabine benutzt (nur am Rande: Unter- und Badehose werden entweder in der Duschkabine oder aber "unter" dem Handtuch gewechselt, die meisten gehen mit Badehose ins Dampfbad); weitere Beispiele sind lockere Wasserhähne, die mit einer einfachen Rohrzange wieder festzudrehen wären.
Zweitens wird hier im Namen des Servicegedanken auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Personal Trainer und Kunden wert gelegt. Das ist wörtlich zu nehmen, so dass außerhalb der Phase von ca. 19 -21 Uhr, in der es rappelvoll wird, auf praktisch jedes Mitglied ein Personal Trainer kommt. Ungewöhnlich ist, dass diese Trainer - allesamt sehr fachkundig und auch gut Englisch sprechend - oft derart in den Trainingsbetrieb eingreifen, dass sie Mitgliedern, die mit ihrer Kraft am Ende sind, bei den letzten Ausführungen ihrer Übungen unter die Arme greifen; in meinen Augen ein wenig unpassend, da jeder das Gewicht nehmen sollte, was er auch selber schafft. Der Indonesier an sich gibt aber ungerne zu, dass er sich übernommen hat, so dass er entweder die Gewichte hektisch reisst oder aber sich unter die Arme greifen lässt, um sich dann später mit "fremden Federn" schmücken zu können; man kann "den" trainierenden Indonesier also als eine Art sportlichen Schramma charakterisieren...
Nach einem ausgiebigen Training - ich wundere mich über den schnellen Fortschritt, den mein operiertes Knie macht - war es eine Wonne, bei angenehmen 25 Grad im Pool ein paar Runden zu drehen und dabei auf die nächtliche Skyline von Jakarta zu blicken. Das anschließende Dampfbad war ähnlich gut...

Tage 15 bis 18 (14.-17.04.2009) - nichts passiert

Die Arbeit in der Botschaft nimmt langsam Fahrt auf, da die vielen an Dengue erkrankten oder aber im Urlaub befindlichen MitarbeiterInnen so nach und nach eintrudeln und ich daher auch interessante Projekte mit begleiten kann. Leider unterfallen sämtliche Projekte der Geheimhaltung, so dass ich dazu leider gar nichts sagen darf.